Laos im Reich des Mekong
Oft wird das kleine unscheinbare Land Laos das nur etwa 6.5 Millionen Einwohner zählt, wenig beachtet und fast übersehen, dabei hat es einiges zu bieten und ist zudem landschaftlich wunderschön. Für viele Touristen ist das benachbarte Thailand sehr gefragt, da es viele Strände bietet und obendrein sehr billig ist. Doch man muss nicht sehr viel weiter reisen um Laos erkunden zu können, denn es grenzt direkt an Thailand und liegt im „Herzen“ Südostasiens. Mit „Vientiane“ als Hauptstadt und einer Fläche von 236.800 qkm ist Laos etwa ein drittel kleiner als Deutschland. Wer nach Laos reist um den ganzen Tag am Strand liegen zu wollen, ist hier leider an der falschen Adresse, denn Strände und Meer sind hier nicht geboten, vielmehr Berge die den Reisenden auf Schritt und Tritt, so scheint es zumindest, folgen. Bizarre Kalkfelsformationen, der gewaltige Mekong-Fluss der seinen Ursprung im tibetischen Hochland hat und sich auf ca. 4400 km erstreckt und die südliche Gegend der „4000 Inseln“ sind hier gefragt. Nicht zu vergessen die freundliche, zurückhaltende Mentalität und einfache Lebensform der Laoten, lassen den Urlaub zu einem wahren Genuss werden.
Vollgepackt mit einem großen Rucksack verbrachte ich insgesamt drei Wochen meiner Asien-Reise in Laos und bin heute noch fasziniert von der Lebensweise der Einheimischen. Die Laoten sind ein stets freundliches Volk die in einfach gebauten Holzhütten wohnen. Grundnahrungsmittel ist natürlich der Reis, eine Spezialität ist Wild und die Männer lieben ihren „lao lao“, den Reis-Whisky, der für Touristen sehr gewöhnungsbedürftig ist. Es gibt gut ausgestattete Hotels und Pensionen in größeren Städten, doch sobald man in kleinere Ortschaften gelangt, ist der Standard nicht sehr hoch und die Herbergen sind nur dürftig eingerichtet. Dies sollte aber kein Grund sein sich davon abhalten zu lassen nach Laos zu reisen. Sobald Sie Land, Leute und Kultur erst mal kennen gelernt haben, werden Sie das Land lieben. Von der thailändischen Seite kommend, startete meine Reise in Laos auf dem Mekong, mit dem Ziel in zwei Tagen nach „Luang Prabang“ zu gelangen. Die umliegende Berglandschaft auf dem Mekong ist fantastisch. Hier und da kann man Büffel oder Ziegen beobachten die sich in der Sonne räkeln. Manchmal entdeckt man auch junge Frauen, die ihre Wäsche im Fluss waschen oder Männer die fischen gehen. Ab und zu schipperten wir langsam an ein Ufer heran, entdeckten dann versteckt hinter einem Hügel ein kleines Dorf, und erfuhren dass wir Proviant für die Dorfbewohner auf – und abluden. Einige neugierige und wissbegierige Touristen, nutzten die Gelegenheit um mit den Einheimischen ins Gespräch zu kommen, doch die sprachlichen Barrieren ließen den Enthusiasmus bald verebben.
Der Mekong gehört übrigens mit seinen 1300 Fischarten und zudem zahllosen Vogel – und Reptilienarten, zu den fünf artenreichsten Flüssen der Welt.
Reisen in Laos ist unwahrscheinlich langsam wegen der Serpentinen und schlechten der Strassen. Nicht selten passieren auch Pannen und platte Reifen gehören zur Tagesordnung.
Für besondere Erheiterung haben die sogenannten „local busses“ gesorgt, die ihre Erfahrung wert sind und der Tourist üblicherweise nimmt, um von Ort zu Ort zu gelangen. Tickets werden verkauft so viele es gibt, ohne vorab nur einen Gedanken daran zu verschwenden wie viele Leute überhaupt in den Bus passen. Wer nicht schnell genug ist, muss damit rechnen einen Sitzplatz auf Reis – oder Erdnusssäcken zu bekommen, die massenhaft in der Mitte des Ganges gelagert sind, und muss versuchen, es sich so bequem wie möglich zu machen, denn schließlich muss man einige Stunden in dieser Position ausharren. Wer keinen „Sitz“ ergattert muss ab auf das Dach. Die Passagiere, die im Bus ganz hinten sitzen und bei einem 10-minütigen Stop auf die Toilette müssen, steigen einfach durch das Fenster aus, denn das geht erfahrungsgemäß schneller als über Touristen, Einheimische und zusätzlich Reissäcke oder lebende Tiere zu klettern. Müll wird generell während der Fahrt aus dem Fenster geworfen und aus den Lautsprechern trällert traditionelle Lao-Musik. Spucktüten gehören zur Standardausrüstung die der Busfahrer vor Abreise austeilt und auch von Einheimischen regelmäßig benutzt werden. Während der Fahrt müssen des öfteren Kücken oder kleinere 2- oder 4beiner dran glauben und die Hupe wird sowieso unentwegt vor jeder Kurve in Gebrauch genommen. Wie gesagt, Reisen in Laos ist ein wahres Erlebnis und man hat wirklich was zu erzählen, jedoch muss man die nötige Ausdauer und Geduld mitbringen.
Nach einigen Stunden Busfahrt gen Süden von Luang Prabang erreichten wir das traumhaftschöne, aber leider sehr touristische Örtchen „Vang Vieng“ das vor allem bei jungen Rucksackreisenden durch die vielen Sport – und Freizeitangebote sehr beliebt ist. So lies auch ich meinen Gefühlen freien Lauf und begab mich, zusammen mit anderen unternehmungslustigen Reisenden, in die Welt der Wassersportarten, darunter Kajak und sogenanntes „Tubing“. Unter Tubing muss man sich einen großen Gummireifen vorstellen indem man sich bequem in das Loch setzt, um sich dann auf dem Wasser gemütlich treiben zu lassen.
Doch Vorsicht ist geboten, denn so abwechslungsreich und interessant „Vang Vieng“ ist, so gibt es auch ein zahlreiches Angebot an Rauschmitteln. Die Menüs der umliegenden Bars und Restaurants haben eine große Auswahl an Opium, Marihuana und Mushrooms.
Während des Vietnamkriegs (1946 – 1975) war Laos neutral und es gab keine offizielle Kriegserklärung der Vereinigten Staaten an Laos. Trotzdem bombardierten die US-amerikanischen Streitkräfte Laos massiv, denn der Ho-Chi-Minh-Pfad verlief zu einem bedeutenden Teil über laotisches Territorium. Es wurden über Laos mehr als 2 Millionen Tonnen Bomben abgeworfen, das ist mehr als im Zweiten Weltkrieg auf Deutschland und Japan zusammen, womit Laos zu den schwerst bombardierten Ländern der Welt gehört. Darunter leiden das Land und die Menschen noch heute. Vieler dieser Millionen Bomben die auf Laos niederprasselten waren Blindgänger und liegen noch heute unterirdisch in Äckern und Feldern. Da nach wie vor 75% der Bevölkerung in der Landwirtschaft beschäftigt sind, werden regelmäßig Bauern die ihren Acker pflügen oder spielende Kinder zu Opfern, da die Blindgänger nur auf eine kleine Erschütterung warten um in die Luft zu gehen. Deshalb werden kleine Kinder schon früh aufgeklärt und lernen sogar in der Schule was zu tun ist, wenn sie solch einen Blindgänger beim Spielen entdecken.
Ein Besuch zu „Si Phan Don“ besser bekannt als die „4000 Inseln“ an der südlichen Spitze Laos“ ist ein Muss für jeden Besucher. (Si Phan = viertausend, Don = Insel). Der Mekong wird an dieser Stelle etwa 14 km breit, so ragen zur Trockenzeit unzählige Felsen aus dem Wasser, es sollen sich etwa um 4000 Inseln in diesem Gebiet befinden.
Die meisten Inseln sind unbewohnt, doch kann man auf einigen Inseln wie zum Beispiel „Don Det“ oder „Don Khong“ die Seele baumeln lassen und die Inseln zu Fuß oder mit einem Fahrrad erkunden. Ich verbrachte insgesamt 4 Tage in diesem Gebiet und wohnte in Bambushütten die meist sehr primitiv mit einem Bett und einem darüber hängenden Moskitonetz ausgestattet sind. Das umliegende Panorama des Mekong und der Inseln kann man in den bequemen Hängematten genießen, die allzu oft zum Standard der Hütte gehören. Ein kleiner Tipp jedoch für jeden der auf eine der Inseln reisen möchte: Vergessen Sie nicht eine Taschenlampe oder zumindest Kerzen mitzubringen, denn Stromversorgung gibt es so gut wie keine. So musste auch ich die leidliche Erfahrung machen und eines nachts im Dunkeln auf die 150 Meter entfernte Toilette zu trotten und unterwegs Bekanntschaft mit einigen Büschen und Zäunen zu machen. Ich hatte das Glück am folgenden Tag einen Engländer kennen zu lernen der bestens ausgestattet war und mir in dieser hilflosen Situation aushelfen konnte.
Je südlicher man gelangt, desto relaxter und unbeschwerter scheinen die Laoten zu sein. Von weitem schon wird man als Tourist von den einheimischen Kindern mit einem freundlichen „Sabai-dee“ was soviel wie „Hallo“ bedeutet, begrüßt. Sehr von Nutzen ist es, einfache alltägliche Redensarten und Begrüßungen in der jeweiligen Landessprache zu lernen – es wird sehr geschätzt und zeigt außerdem Interesse an Land, Leute und Kultur.
Laos -“ auf jeden Fall eine Reise wert, gehört für mich persönlich zu den Favoriten der südost-asiatischen Länder und war sicher nicht meine letzte Reise dorthin.
Daniela Kilian