‚Europa reicht heute bis an die Grenze der Mongolei…‘, sagte Wladimir Kaminer in einem DLF-Interview am 5. Juni. Und hier liegt auch Tuwa…

Oststeinbek –

„Europa reicht heute bis an die Grenze der Mongolei…“ ? das sagte Wladimir Kaminer zum Thema Europawahl in einem Interview des DLF am 5. Juni. Und an dieser Grenze liegt auch das sagenumwobene Tuwa, Ursprungsland der Skythen.

Oststeinbek, 8. Juni 2009
Da paßt die Meldung der tuwinischen Nachrichtenagentur TuvaOnline vom 26. Mai gut ins Bild [www.en.tuvaonline.ru/2009/05/26/2000_drum.html ]:

…Die Republik Tuwa ist ab sofort für etwa sechs Wochen ?Gastgeber? für die „Trommel der Welt“ (oder auch „Trommel des Friedens“) mit der Botschaft: Stoppt den Krieg zwischen Mensch und Natur. Die lange Reise der Trommel hat 2006 in Oslo begonnen und seither in vielen Ländern der Erde Station gemacht, zuletzt auf den Philippinen. Kurz nach Ankunft im sibirischen Tuwa wurde sie in einer feierlichen Zeremonie gesegnet, und zwar vom legendären Großschamanen Mongush Kenin-Lopsan, dem 84-jährigen Doktor der Geschichtswissenschaften und leitender Mitarbeiter im Nationalmuseum der Hauptstadt Kysyl.

Das magische Instrument der sibirischen und indischen Schamanen ? eine Trommel mit Glöckchen und Klöppel ? wird jeweils von einer repräsentativen Delegation von Schamanen um die Welt begleitet und die Botschaft erläutert. Dass als sibirisches Gastland Tuwa ausgesucht wurde, ist nur zu gut verständlich, denn seit etwa anderthalb Dekaden erlebt diese Autonome Republik eine aktive Renaissance des Schamanismus.

Heute gibt es in Tuwa drei schamanistische Gesellschaften ? „Dungur“ (Trommel), „Adyg Eeren“ (Geist des Bären) und „Tos Deer“ (Neun Himmel). In diesen drei Vereinigungen praktizieren etwa 300 Schamanen. Sie bieten Heilungen an, führen Rituale zur „Kommunikation mit den Geistern der Heilung“ durch, sie arbeiten im Tourismus und nehmen an Folklore-Darbietungen teil.

Die Trommel reist in den nächsten Wochen mit ihrem Schamanen-Gefolge durch die gesamte Republik Tuwa. „Diese Großaktion soll dazu beitragen, die teilweise verloren gegangene Tradition des respektvollen Umgangs mit der Natur, mit der Gesellschaft und mit anderen Völkern wieder zu beleben,“ erklärt Viktor Nursat, der Vize-Chef der Adyg Eeren-Gesellschaft, gegenüber Itar-Tass.

Seine kultische Organisation vollendet gerade den Aufbau eines „Campus“ in Kysyl ? 20 Zelte auf jenem Gelände, auf dem tuwinische Schamanen traditionell ihre Rituale und Zeremonien abhalten. An dieser Stelle soll auch das geplante Zentrum für das Studium des traditionellen Magischen Wissens errichtet werden, in dem Schamanen aus aller Welt internationale Seminare abhalten werden…

Hier, im Zentrum Asiens an der Grenze zur Mongolei, liegt Tuwa ? ein Land in einem uralten Schnittpunkt der Kulturen: Skythen, Hunnen, Chinesen, Kirgisen, Mongolen und Russen haben hier ihre Spuren hinterlassen. Der russische Ethnologe und Historiker Sew?jan Weinshtein widmete sein Leben dieser kleinen Republik: Fast 50 Jahre lang hat der Wissenschaftler das Volk der Tuwiner erforscht, saß mit Schamanen in engen Jurten, grub nach archäologischen Schätzen, lauschte den Kehlkopfgesängen des Nomadenvolkes und ergründete die noch weitgehend unberührte Natur. Dabei durchquerte er das unwirtliche Land zu Pferde, auf Rentier- und Kamelrücken und zu Fuß.
Politisch gehört die Republik Tuwa heute zur Russischen Föderation. Im geographischen Zentrum Asiens gelegen, wird Tuwa im Norden und Westen von den bis zu 4000 m hohen Gebirgsketten des Sajan und Altai bogenförmig umspannt. Im Süden geht das Land in die Halbsteppe und Steppe der Mongolei über. Sibirische Taiga, Hochgebirgstundra, Sümpfe und Ausläufer der Gobi-Wüste grenzen hier aneinander. Fast die Hälfte des 170.000 km² grossen Landes ist von Wald bedeckt, zahlreiche Wildwasser und Flüsse durchziehen das Land, wie auch hier der grosse Jenissej entspringt. Frostige, trockene und windlose Winter wechseln sich ab mit kühlen Sommern in den Bergen und sehr heißen in den Ebenen.

Entsprechend vielfältig gestaltet sich daher auch die Fauna: Hier leben sowohl Tiere des subpolaren Klimas (Rentiere) als auch der Wüste (Kamele) und der Berge (Yaks), aber auch Schneehühner, Bären und Wölfe. Und nicht selten entdeckt man aus vereisten Flußufern heraustauende Mammutkadaver.

In seinem Buch „Geheimnisvolles Tuwa“ beschreibt Weinshtein seine Erlebnisse in poetischer Sprache und erinnert sich bei aller historischen und ethnologischen Detailtreue auch an seine persönlichen Erlebnisse mit den Menschen in Tuwa. Ergänzt wird das Buch durch eine DVD mit Leonid Kruglows Film „Genähte Pfeile“, seinen Fotos und mit Beispielen des berühmten Kehlkopfgesangs.
Pressestimmen:
„…Sew?jan Weinshtein steht in der Tradition der grossen russischen Forschungsreisenden. Er beobachtet wie ein Forscher und schreibt wie ein Dichter, alles will er ergründen, vor nichts schreckt er zurück. Weinshtein taucht ein. Und es ist ein Erlebnis, ihn auf seinen Reisen lesend zu begleiten. Dieses Buch und seine DVD sind eine Offenbarung…“ (DeutschlandRadio Kultur)
„…Trotz der Romane Galsan Tschinags ist das Nomadenvolk der Tuwiner bei uns relativ unbekannt…Streckenweise liest sich dieses Buch wie ein Roman: ein hervorragendes völkerkundliches Werk…“
(ekz-Informationsdienst der öffentlichen Bibliotheken)
„…Fremd und faszinierend zugleich wirken die vielen Facetten aus seinem Buch. Alles in allem rührt dies an etwas, das Europa wohl weitgehend abhanden gekommen ist: die Fähigkeit, Elementares zu erkennen…Diese Autobiographie ist die persönlichste seiner gut 300 Publikationen über die Altaier, Burjaten, Mongolen, Tofalaren und natürlich über die Tuwiner…“
(Kölner Stadtanzeiger)

Buch mit DVD
„Geheimnisvolles Tuwa ? Expeditionen in das Herz Asiens“
ISBN 978-3-924324-11-7 ? 39,90
Alouette Verlag, Oststeinbek 2006
*25 Jahre Alouette Verlag*
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