Vorwürfe gegen Delfinarium ConnyLand ? Freizeitpark reagiert mit Gerichtsbeschluss

Hagen

Vorwürfe gegen Delfinarium ConnyLand ? Freizeitpark reagiert mit Gerichtsbeschluss

Nach einer Inspektion des Delfinariums im Vergnügungspark ConnyLand in Lipperswil/Schweiz veröffentlichten die Meeresschutz-Organisationen Projekt Walschutzaktionen (ProWal) und das Wal- und Delfinschutz-Forum (WDSF) jetzt brisante Hintergrundinformationen mit Fakten und Fotos durch einen anonymen Informanten. Demnach soll ConnyLand den Tod von zwei Delfinbabys verschwiegen haben. Hinter den Kulissen des Delfinariums wollen die Tierschutz-Organisationen erhebliche Mängel entdeckt haben. Bei diesen Vorwürfen berufen sich die Tierschützer auf einen Informanten “aus dem Mitarbeiterkreis des ConnyLand-Delfinariums”. Nach Angaben des St. Galler Tagblatt habe der Freizeitpark ConnyLand reagiert und eine Einstweilige Verfügung gegen beide Organisationen erwirkt. Demnach dürften sie das ConnyLand nicht mehr der Tierquälerei bezichtigen.

In dem Vergnügungspark befinden sich fünf Delfine, davon zwei Wildfänge. Eine Delfinmutter wurde mit ihrem im Mai geborenen Baby separat von den anderen Tieren in einer Delfinhalle gehalten. Die anderen Tiere seien dadurch ohne Schattenbereiche permanent in den Außenbereichen der heißen Sommersonne ausgesetzt gewesen. Wissenschaftlich sei erwiesen, dass auch Delfine Sonnenbrand bis hin zu karzogenen Prozessen bekommen könnten. Dies wird bekräftigt durch die Aussage des Nürnberger Tiergartens, der in der letzten Woche den Neubau der sogenannten Delfin-Lagune der Öffentlichkeit vorstellte. Der stellvertretende Tiergartenleiter Helmut Mägdefrau äußerte, dass seine Delfine bei starker Sonneneinwirkung mit mineralischen Cremes behandelt werden müssten oder in die Halle verbracht werden, um sie zu schützen ().

“Die Anlage ist für die Zucht und für die Haltung von Delfinen völlig ungeeignet”, sagt Andreas Morlok von ProWal.

Die Delfinschutz-Organisationen bemängeln weiter, dass das Delfinarium im Außenbereich lediglich auf einer blauen Plane mit relativ niedrigem Wasserstand errichtet wurde, die bei einem Schaden reißen könnte und dies bei einem Auslaufen des Wassers unweigerlich zum Tod der Delfine führen könnte. Ein Delfin wird mit einem Schlauch ernährt wie Fotos der Tierschützer beweisen. Hinter den Kulissen herrschten absolut unhygienische Zustände, die keine Behörde richtig kontrolliere. Die beiden Organisationen legten Fotos vor, auf denen Futtereimer und Inventar mit verrotteten Schuppen von Futterfischen zu sehen sind. Steriles Wasser würde neben Mülleimern aufbewahrt.
Die Todesliste der Delfine alleine in den letzten drei Jahren sei viel zu hoch und wird von WDSF und ProWal als bezeichnend für die Zustände im Connyland-Delfinarium deklariert.

Jürgen Ortmüller, Geschäftsführer des WDSF: “Der Delfin Magic starb nach einer bakteriellen Infektion am 09. Mai 2008. Ein Delfinbaby des Delfins Chicky ist am 29. Juni 2008 neun Tage nach der Geburt offenbar ertrunken. Das Delfinbaby Silver, geboren am 30. Juni 2008, starb am 7. August 2008 vermutlich an einer Lungenentzündung. Die Delfindame Cheespa erhielt am 24. Juli 2009 eine Todesspritze. Ihre Krankheitsgeschichte liest sich wie ein schlechter Gruselroman. Secret, ein weiteres Delfinbaby, geboren am 27. August 2009, verstarb ohne bekannte Ursache am 13. September 2009. Der Delfinbulle Barchus starb an einem Nierenversagen am 22.Mai dieses Jahres. Somit belaufen sich die Todesfälle innerhalb von drei Jahren auf drei Delfinbabys und drei relativ junge Tiere.”

Die Organisationen werfen dem ConnyLand-Betreiber, Robert Gasser, und dem behandelnden Tierarzt schwere Versäumnisse und Fehlentscheidungen bei der Behandlung des Delfins Cheespa vor, die letztlich durch eine Todesspritze von ihren Leiden erlöst werden musste. So sei ihr zu lange Zeit das Medikament Prednisolone gegeben worden, das eine Immunschwäche verursachte. In der Folge sei der Delfin laufend an relativ harmlosen Infektionen erkrankt. Diese wären jedoch wiederum mit Antibiotika behandelt worden, die den Appetit schwächten. Auf ein Medikament gegen Anämie soll der Delfin mit Erbrechen reagiert haben und es wäre auch nach drei Tagen noch nicht abgesetzt worden, sodass das Tier in dieser Zeit kein Essen und Trinken bei sich behielte. Zum Schluss wäre der Delfin so sehr geschwächt gewesen, dass er nicht mehr aus eigener Kraft zum Atmen an die Oberfläche schwimmen konnte. Zwischen den ersten akuten Krankheitssymptomen im April 2008 bis zu ihrem herbeigeführten Tod im Juli 2009 hätte die Delfindame Cheespa leiden müssen. Lediglich vier Urinproben seien in dieser Zeit durchgeführt worden. Da das Tier an einer chronischen Nierenerkrankung litt, hätten die spezifischen Urinproben fortlaufend entnommen werden müssen, sagen die beiden Tierschutz-Organisationen. Auch Ultraschalluntersuchungen seien nur dreimal während der akuten Erkrankung durchgeführt worden.

Der Tod des Delfins Cheespa sollte nach Aussage der beiden Organisationen ursprünglich nicht veröffentlicht werden, aber als ConnyLand den Namen der todgespritzten Delfinmutter aus der Showtafel entfernten, hätten die Zuschauer begonnen, Fragen zu stellen und der Park hätte den Tod bestätigen müssen. Ebenso soll der Tod von zwei der drei verstorbenen Delfinbabys der letzten drei Jahre der Öffentlichkeit verschwiegen worden sein. Die Geburt eines Babys durch die Delfinmutter Chicky am 20. Juni 2008 gab der Park noch bekannt. Verschwiegen worden sei der Tod, der nach neun Tagen eintrat. Als das am 30. Juni 2008 geborene Baby des Delfins Cheespa mit Namen Silver am 07. August auch noch verstarb, wurde der Eindruck vermittelt, dass es sich um das erste Baby gehandelt habe und damit der Park nur ein Baby verloren hätte. Die Geburt des Delfinbabys Secret am 27. August 2009 und den Tod am 13. September 2009 hätte ConnyLand ebenfalls verschwiegen.

Nach Angaben der beiden Tierschutz-Organisationen liegen ihnen sämtliche Informationen und Fakten schriftlich durch einen anonymen Informanten vor. Auf ihrer Homepage hätten sie sämtliche Angaben detailliert und mit Fotos dargestellt ().

Verantwortlich machen die Geschäftsführer des WDSF, Jürgen Ortmüller, und von ProWal, Andreas Morlok nicht nur den Betreiber von ConnyLand, Robert Gasser, sondern auch den zuständigen Veterinär-Tierarzt Paul Witzig und den Regierungspräsidenten des Kanton Thurgau, Kaspar Schläpfer. Sie seien im Vorfeld der jetzigen Veröffentlichungen über Missstände informiert gewesen und hätten fast nichts unternommen. Insbesondere bezüglich des Sonnenschutzes hätte der Tierarzt Witzig mit einer angeblich eingeholten Fachinformation reagiert und nicht selbst recherchiert. Regierungspräsident Schläpfer drohte dem WDSF in einer E-Mail sogar: “Ich mache Sie darauf aufmerksam, dass Ihre Vorwürfe gegen mich, meine Mitarbeiter und auch gegen das Conny-Land unter Umständen den Tatbestand der Nötigung und/oder der Ehrverletzung erfüllen können. Ich ersuche Sie deshalb in aller Form, die Erhebung unberechtigter Vorwürfe zu unterlassen.”

Weitere Vorwürfe sind, dass hinsichtlich der Verwendung von konzentriertem Chlor kaum Augenschutz-Brillen verwendet würden und es keine Augen-Wasch-Station für Mitarbeiter gäbe. Richtlinien für die Hygiene in der Delfinabteilung fehlten völlig, ebenso würden die Delfintrainer keine diesbezüglichen Vorgaben geben. Das Anfassen und Küssen der Delfine durch Zuschauer erhöhe die Infektionsgefahr für die sensiblen Meeressäuger. In den Beckenbereichen würden die Delfine durch herumliegenden Müll gefährdet. Das Surfen der Trainer auf den Schnauzen der Tiere beanstanden die Tierschützer als inakzeptabel und veröffentlichten ein Foto solch eines verwendeten Delfins mit schweren Verletzungen im Kinnbereich. Ihre Sorge gilt auch dem zwei Monate alten Delfin-Baby aufgrund der unmittelbaren Nähe zu den lautstarken Fahrgeschäften.

Die beiden Organisationen wollen am Sonntag, den 07. August, von 10:00 Uhr bis 12:30 Uhr vor dem ConnyLand eine polizeilich genehmigte Kundgebung durchführen, um auch die Besucher des Vergnügungsparks auf die Missstände aufmerksam zu machen. Gleichzeitig fordern sie die Schließung des Delfinariums.–

Kontakt:
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