Meine zweite Heimat im „Land der langen, weißen Wolke“!
Meine zweite Heimat im „Land der langen, weißen Wolke“!
Hätte mir vor 4 Jahren irgendjemand erzählt dass ich in Neuseeland wurzeln schlagen werde, so hätte ich ihn buchstäblich für einen „Märchenerzähler“ abgestempelt!
Als ich im Januar 2004 mit einem „Work and Holiday“ Visum nach Neuseeland kam, dachte ich nicht im Traum danach mich dort niederzulassen. Sinn und Zweck meines geplanten einjährigen Aufenthaltes lag darin, wie bei den meisten der jungen, unabhängig Reisenden, das Abenteuer und der Spaß. Zu zweit erkundeten wir das wunderschöne Land mit einem Kleinbus den wir liebevoll „Olga“ nannten und sogar mit wasserfesten Filzstiften auf die Kühlerhaube malten. So reisten und wohnten wir zwei volle Monate. Wir schliefen unter der Brücke der Hauptstadt Wellingtons, kochten uns Kartoffeln mit Speck an unserem mitgeführten Gasherd und erlebten sehr spannende und abenteuerliche Ereignisse – positive als auch negative.
Neuseeland, dass nur 4 Millionen Einwohner zählt und mit einer Fläche von 268 112 km² etwas größer als die alten Bundesländer der Bundesrepublik Deutschland ist, hat landschaftlich unheimlich viel zu bieten. Von tropischen Regenwäldern bis erloschenen oder noch tätigen Vulkanen oder Gletschern, oder aber einsame Sandstrände, Berge und Schluchten ist hier alles geboten. Wer lieber einen Adrenalin-Kick haben möchte, kommt durch Bungy-jumping oder einen Skydive-Sprung auch nicht zu kurz. Bei solchen Dingen ist man in „Queenstown“ gut aufgehoben, dass auf der Südinsel liegt und durch ihr breites Angebot an sämtlichen Extremsportarten sehr beliebt ist. Das Land besteht aus zwei Hauptinseln. Die flächenmäßig etwas größere Südinsel, die den höchsten Berg Neuseelands namens Mount Cook mit 3759m beherbergt und die Nordinsel, die 23km durch die sogenannte Cook Straight von der Südinsel getrennt ist und Kern der Wirtschaft und Politik bildet. Außerdem besitzt Neuseeland eine dritte Insel, Steward Island, die an der südlichen Spitze der Südinsel liegt, jedoch mit knapp 1700 km² relativ klein ist.
Landessprache dieses abwechslungsreichen Landes, ist durch die britische Herkunft der Mehrheit der Bevölkerung englisch. Zweite offizielle Landessprache ist die Maori-Sprache, die immer mehr an Bedeutung gewinnt. Viele geographische Bezeichnungen, Ortsangaben und Straßennamen sind der Maori-Sprache entnommen. Maori sind die Urvölker Neuseelands, die eine lange Geschichte haben und aus Legenden, Mythen und mündlichen Überlieferungen bestehen, die von Generation zu Generation weitergegeben werden. Fischer Kupe und seine Frau, erzählt man, segelten 950 von der sagenhaften polynesischen Insel Hawaiki aus in die ungewisse Wasserwüste des südwestlichen Pazifik. Nach Wochen „zwischen Ewigkeiten und Zugrundegehen“ entdeckte Kupe eine lang gezogene Wolkenformation über einem Land, das größer war, als alle Inseln, die er bisher angesteuert hatte. Aotearoa nannte es die Gattin, Land der langen weißen Wolke. Neuseeland war ?geboren“, doch es dauerte noch Generationen, ehe sich ein Teil der Bevölkerung Polynesiens in großen, offenen Doppelrumpfkanus, mit Taro- und Kumarapflanzen, Hunden und Ratten im Gepäck aufmachte, um Kupes Spuren tausende Kilometer weit über den stillen Ozean zu folgen.
Als es auf meiner Reise finanziell dem Ende zuging, arbeitete ich 2 Monate in einem Fruchtunternehmen und half dort die Kiwifrüchte zu wiegen und zu verpacken, ging danach auf eine Straussenfarm und hielt mich dort über Wasser, indem ich für freie Unterkunft und Essen arbeitete. Obwohl es sehr harte Arbeit war und wir teilweise 60 Stunden die Woche arbeiteten, möchte ich diese Erfahrungen nicht missen – sie sind einmalig und unvergesslich! Übrigens, wussten Sie dass die Kiwi-Frucht ursprünglich als „Chinesische Stachelbeere“ bekannt war und im Jahre 1906, wie der Name schon sagt, von China nach Neuseeland kam? Kommerziell angepflanzt wurde sie erst im Jahre 1937, doch zum Exportschlager wurde die Frucht erst knapp 25 Jahre später.
Auch die Fauna kommt in Neuseeland nicht zu kurz. Am bekanntesten dürfte wohl der Kiwi sein, ein flugunfähiger, scheuer Nachtvogel, der einen überlangen, schmalen Schnabel besitzt und eher dicklich und plump wirkt. Der Kiwi, der übrigens den gleichen Namen trägt wie die Frucht, wurde zum inoffiziellen Nationalsymbol und in humorvoller Anspielung auf ihr Wappentier nennen sich die Neuseeländer selbst ebenfalls „Kiwis“. Der Kiwi-Vogel ist nachtaktiv und erst bei Dunkelheit stochern sie mit ihrem säbelartig gekrümmten Schnabel nach Würmern, Larven und Beeren. Da der Kiwi weder schnell laufen, noch sich erfolgreich verteidigen kann, hat die Zahl stark abgenommen und sie stehen heute unter strengem Artenschutz.
Mein Stundenlohn in der Kiwifabrik war verhältnismäßig gering und da ich noch eine lange Reise vor mir hatte, machte ich mich auf die Suche nach einem besser bezahlten Job. Nachdem ich mich mit einigen Einheimischen unterhalten hatte und mir gesagt wurde dass sämtliche Handwerksberufe auf der sogenannten „Shortage list“ stehen, standen die Chancen sehr gut für mich und nach kurzer Zeit wurde ich in meiner Branche als Zahntechnikerin fündig. Ich lebte mich schnell ein, fand Freunde, darunter auch Deutsche und fühlte mich sehr wohl. Ich hatte Unterkunft in einem Studentenwohnheim in Auckland gefunden und nach einiger Zeit war ich sogar mit einem Neuseeländer liiert.
Auckland dass als „heimliche Hauptstadt“ Neuseelands bezeichnet wird, ist durch ihre Lage am sogenannten „Hauraki Gulf“ mit den umliegenden Inseln sehr schön gelegen. 48 Vulkane haben durch die Eruptionen die Landenge von Auckland gebildet. Durch den Tasman Sea im Westen und dem Pazifik im Osten ist die Stadt an beiden Küsten mit Sandstränden ausgestattet. Es verwundert deshalb kaum, dass ein Großteil ihrer Bewohner die Freizeit in und auf dem Meer verbringt. Daher liegen an den Stränden mehr als 100 000 Jachten, Barkassen, Segelboote und Motorboote, die Auckland nicht zu unrecht, den Namen „City of Sails“, Stadt der Segel, einbrachten.
Nach 3 Monaten Arbeit im Dental-Labor, rückte der Tag meiner Abreise zurück nach Deutschland immer näher. Was nun, stellte sich die Frage?
Mein derzeitiger Arbeitgeber bot an, mein „Sponsor“ zu werden, das heißt, mir ein 3-jähriges Arbeitsvisum unter der „skilled migrant-Kategorie“ zu besorgen. Das Angebot war sehr verlockend und nach wochenlangen, schlaflosen Nächten, Überlegungen und Abwägungen; denn AUSWANDERN hatte ich eigentlich nicht geplant, entschied ich mich dann letztendlich FÜR das Visum. Die Zeit danach war nicht einfach, denn ich musste aus gewissen Gründen meine Arbeitsstelle wechseln und mir wurde bewusst, dass ich mich am anderen Ende der Welt, weit weg von meiner Familie und langjährigen Freunden, niederlassen würde.
Seit Mai 2007 habe ich nun meine „Permanent Residence“ (dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung) in Neuseeland und bereue meine Entscheidung kein bisschen.
Ich liebe das Land, die Leute und die Mentalität der Kiwis und möchte hiermit alle dazu ermutigen die nach Neuseeland auswandern oder anderweitig ins Ausland gehen möchten. Auch wenn der Weg manchmal sehr steinig und mühsam ist, da die Pläne leider nicht immer so laufen wie man sich das vorstellt, doch der Aufwand lohnt sich, denn ich habe eine 2. Heimat gefunden und kann jederzeit eine Wahl treffen an welchem Stückchen Erde ich gerne leben möchte. Diese Entscheidungsfreiheit gibt mir ein wenig Sicherheit und außerdem ein wunderbares Freiheitsgefühl.
Also: Lasst euren Traum nicht einfach einen Traum sein, sondern lebt ihn! Nur Mut!
Daniela Kilian